Unterdeckungshaftung bezeichnet einen bestimmten Haftungsfall in der Versicherungswirtschaft. Sie tritt auf, wenn der Versicherungsschutz, insbesondere die vereinbarte Versicherungssumme, nicht ausreicht, um den tatsächlich entstandenen Schaden vollständig abzudecken. Das bedeutet, dass der Versicherungsnehmer bei einer Unterdeckung einen Teil der Schadenssumme selbst tragen muss.
Entstehung der Unterdeckungshaftung
Die Unterdeckungshaftung entsteht häufig dann, wenn die Versicherungssumme bei Vertragsabschluss zu niedrig oder nicht an den aktuellen Wert des versicherten Objekts angepasst wurde. Typische Auslöser sind Wertsteigerungen, Inflation oder eine unzureichende Risikoeinschätzung.
- Versicherungssumme unter dem tatsächlichen Wert des versicherten Gutes
- Nichtbeachtung nachträglicher Wertänderungen
- Fehleinschätzung bei Vertragsabschluss
Anwendungsbereiche der Unterdeckungshaftung
Unterdeckungshaftung ist in verschiedenen Versicherungsarten relevant. Am häufigsten tritt sie in der Sachversicherung auf, insbesondere bei Hausrat-, Gebäude- oder Inventarversicherungen. Auch bei Unternehmensversicherungen oder Kfz-Versicherungen kann eine Unterversicherung zur Unterdeckungshaftung führen.
- Sachversicherungen (z. B. Hausrat, Gebäude)
- Kfz-Versicherungen
- Unternehmensversicherungen
- Selbstständige Berufshaftpflichtversicherungen
Berechnung der Unterdeckungshaftung
Im Schadensfall prüft die Versicherung, ob eine Unterdeckung vorliegt. Ist dies der Fall, kommt die sogenannte “proportionale Entschädigungsregelung” zum Einsatz. Der Versicherer ersetzt den Schaden anteilig nach dem Verhältnis der vereinbarten Versicherungssumme zum tatsächlichen Wert des versicherten Objekts.
- Entschädigung erfolgt anteilig (“pro rata”)
- Formel: Versicherungssumme / tatsächlicher Wert x Schaden = Entschädigungsleistung
- Restbetrag muss vom Versicherungsnehmer selbst getragen werden
Nutzen und Risiken für Versicherungsnehmer
Die Kenntnis der Unterdeckungshaftung bietet sowohl Vorteile als auch Risiken für Versicherungsnehmer. Eine korrekte Festlegung der Versicherungssumme ist entscheidend, um den gewünschten Versicherungsschutz zu gewährleisten.
Nutzen:
- Bewusstsein für die Bedeutung einer passenden Versicherungssumme
- Möglichkeit, Unterversicherung und finanzielle Verluste zu vermeiden
- Optimierung des eigenen Versicherungsschutzes durch regelmäßige Wertanpassung
Risiken und Einschränkungen:
- Finanzielle Eigenbeteiligung im Schadenfall bei Unterdeckung
- Vertragskündigung oder Leistungskürzung durch den Versicherer
- Risiko, wichtige Wertveränderungen zu übersehen und abzusichern
Praktische Hinweise zur Vermeidung der Unterdeckungshaftung
Um finanzielle Nachteile durch Unterdeckungshaftung zu vermeiden, empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung des Versicherungsumfangs. Wichtige Maßnahmen sind eine sorgfältige Wertermittlung beim Vertragsabschluss sowie die Anpassung der Versicherungssumme bei Wertveränderungen.
- Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Versicherungssumme
- Dokumentation von Wertsteigerungen und Anschaffungen
- Beratung durch Versicherungsexperten zur richtigen Deckungssumme